Pfarrblätter - die kirchliche "Medienriesen"
Pfarrblätter sind zusammengenommen die reichweitenstärksten Medien der katholischen Kirche in Österreich. Sie werden lokal erstellt, meist von (ehrenamtlichen) Teams und bieten Service, z.B. Gottesdiensttermine, Information zu den Festen des Jahreskreises und sind Kommunikationsmedien der Pfarrgemeinden. Der Trend geht zu durchgehend vierfärbigen Magazinen, die Themen und Menschen der Pfarrgemeinde ins Wort und ins Bild bringen. Die Stärken der Pfarrblätter sind der pfarrgemeindliche Lokalbezug verbunden mit inhaltlich-spirituellem Tiefgang und journalistischem Handwerkszeug.
Hohe Akzeptanz
Trotz fortschreitender Digitalisierung ist und bleibt das gedruckte Pfarrblatt ein Medienriese. Dieses Ergebnis brachte der Trendmonitor für religiöse Kommunikation in Deutschland 2010: Das Institut für Demoskopie Allensbach erhob im Oktober und November 2009 u.a. welche Informationsmedien Katholikinnen und Katholiken nützen.
Repräsentativ befragt wurden mehr als 2000 Personen. Das Ergebnis: Die Pfarrblätter sind die Spitzenreiter. 31 Prozent nützen das Pfarrblatt „häufig“, weitere 33 Prozent „ab und zu“. Die Pfarrblätter, die zur ortsbezogenen Kirche gehören, "behaupten sich als reichweitestarkes Medium im Nahbereich“, schreibt Michael Ebertz (Michael N. Ebertz, Wie kommunizieren die Katholiken? In: Herder Korrespondenz 7/2011, 344-348). Bemerkenswert ist auch, dass die Ergebnisse dieser Befragung 1999 und 2002 ganz ähnlich waren.
Diese Ergebnisse stammen aus Deutschland, sind aber auf Österreich übertragbar. 2011 wurden 500 Oberösterreicher (repräsentativ) unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit gefragt, auf welche Weise sie sich über Inhalte des Glaubens bzw. über die Katholische Kirche informieren. 58 Prozent gaben das Pfarrblatt an, das war wiederum der Spitzenreiter.
Dichte und Reichweite
In der Diözese Linz wurden die Pfarrblätter zuletzt 2014 erhoben und die Ergebnisse veröffentlicht. Bis auf wenige Ausnahmen, z. B. bei personellen Veränderungen produzieren alle 487 Pfarren ein Pfarrblatt. Im Vergleich mit der Erhebung aus dem Jahr 2003 war an mehreren Punkten Wachstum zu verzeichnen: Die Pfarrblätter 2014 sind farbiger, umfangreicher, vielfältiger. Die journalistischen Formen Statement und Interview, die Menschen und ihre Meinung in den Mittelpunkt stellen, haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Auch die Porträts von Menschen (der Pfarre) sind mehr geworden. Die Teams mit drei und mehr Personen sind von 55% (2003) auf 63% (2014) angewachsen. Der Druck wird überwiegend nach außen gegeben, die Endredaktion und das Layout werden in der Pfarre gemacht, und hier überwiegend von ehrenamtlichen Teammitglieder.
Eine Online-Befragung von Pfarrmedien-Redaktionen in der Erzdiözese Wien 2013 (25% der Pfarren beteiligten sich) brachte u.a. folgende Ergebnisse: 85% haben eine Pfarrzeitung, 74% ein Wochen- oder Terminblatt, 79% eine Pfarr-Website und 27% einen Auftritt in sozialen Netzwerken. Pfarrzeitungen haben eine durchschnittliche Auflage von 1.963 Stück. Hochgerechnet auf alle Pfarren: Auflage von knapp 290.000 Stück pro Ausgabe oder 1,27 Mio. Stück pro Jahr. Pfarr-Websites haben durchschnittlich 1.376 Zugriffe pro Monat. Hochgerechnet auf alle Pfarren: 714.000 Zugriffe auf alle Pfarr-Websites pro Monat.
Die Diözese St. Pölten hat 2015 die Pfarrblätter erhoben. Daran haben 72 Pfarrmedien-Redaktionen von insgesamt 423 Pfarren teilgenommen. Davon haben 67 ein Pfarrblatt, 18 ein Wochenblatt, 8 ein Monatsblatt, 15 haben Handzettel, 48 haben eine Pfarr-Homepage und 7 einen Auftritt in sozialen Netzwerken. 90% der Pfarr- und Wochenblätter besteht aus 8 Seiten in A4. Hauptsächlich arbeiten Ehrenamtliche an den Pfarrmedien, nur in 3 Pfarren arbeiten ausschließlich Hauptamtliche Mitarbeiter medial. Pfarrzeitungen haben eine durchschnittliche Auflage von 500 Stück die, meist 4x pro Jahr erscheinen. Die Inhalte sind überwiegend Aktivitäten der Pfarren, Informationen und Einladungen an die Pfarrbevölkerung
Diözesane Unterstützung
Die Pfarrblattredaktionen werden von Verantwortlichen in den Diözesen unterstützt. Folgende Schwerpunkte werden dabei gesetzt:
In der Diözese Linz werden die Pfarrblätter durch Beratung und Schulung, darunter eine Pfarrblattschule, die an fünf Wochenenden journalistisches Handwerkszeug vermittelt, unterstützt. Die OÖ-Pfarrblattschule im Bildungshaus Schloss Puchberg wurde seit 2001 bereits neun Mal durchgeführt, ein Viertel der oberösterreichischen Pfarren hat ausgebildete Pfarrblatt-Journalisten. Die Redakteurinnen und Redakteure der Pfarrblätter erhalten vierteljährlich eine speziell gestaltete Fachzeitschrift "Pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit".
Auch in den Diözesen Innsbruck und Salzburg wurden Pfarrblattschulen veranstaltet.
Die Diözese Feldkirch setzt u.a. auf Coaching neuer Pfarrblatt-Teams. Die Erzdiözese Wien verstärkt die Pfarrblatt-Unterstützung. Die Diözese Eisenstadt bietet Schulungen sowie Materialien an. In der Diözese St. Pölten werden Tagungen für Pfarrmedien-Redaktionen veranstaltet. In der Diözese Gurk-Klagenfurt finden Pfarrblattschulungen regional und bei Bedarf in den Dekanaten statt.
In der Steiermark setzt man auf jährliche Tagungen mit Vorträgen und Workshops ("Tag der pfarrlichen Öffentlichkeitsarbeit", meist Ende Jänner des jeweiligen Jahres) mit bis zu 200 Teilnehmern und Wettbewerben. Der mittlerweile 6. Pfarrblattwettbewerb im Jahr 2015/2016 war erneut ein großer Motivator für die Pfarren. Sie werden dabei für ihr ehrenamtliches Engagement belohnt und können sich mit den anderen Pfarren vergleichen und Ideen sammeln. Jeder eingereichte Beitrag in den Kategorien Artikel, Foto, Titelseite, Pfarrblatt und Homepage bekommt eine Rückmeldung von der Fachjury, damit sich jedes Team individuell weiterentwickeln kann. Im diözesanen Intranet, erreichbar über die Homepage der Katholischen Kirche Steiermark, gibt es einen eigenen Bereich für Verantwortliche in der pfarrlichen Öffentlichkeitsarbeit. In der „Artikelbörse“ können sich Pfarrblattredakteure Anregungen oder auch fertige Artikel für Ihr Pfarrblatt downloaden. Auch im grafischen Bereich werden sie hier unterstützt, etwa mit Logos oder Bildern zu aktuellen Schwerpunktthemen.
Beate Schlager-Stemmer (Diözese Linz)