Kirche & Social Media
Das Medium der Kirche ist das gedruckte Buch und das gesprochene Wort. Ja, auch. Aber nicht nur. So hat die katholische Kirche in Österreich in den vergangenen Jahren ihre Präsenz in den sozialen Medien stark ausgebaut - sowohl im Blick auf die einzelnen Personen wie Bischöfe, Priester und Laien, wie auch im Blick auf kirchliche Einrichtungen und Diözesen. Aber auch "klassische" Webpräsenzen wurden konsequent weiterentwickelt, ausgebaut und miteinander vernetzt. Kirche komme damit "ihrem Auftrag nach, nah bei den Menschen zu sein, indem sie Präsenz gerade auch an den Orten und Umschlagplätzen der öffentlichen Meinungsbildung zeigt", zeigte sich der Leiter des Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz, Paul Wuthe, überzeugt.
Vorreiter und gleichsam "Zugpferd" im Bereich der Social Media-Präsenz in Österreich ist Kardinal Christoph Schönborn. Er kommt allein in Facebook auf aktuell rund 63.000 "likes", gefolgt vom steirischen Bischof Wilhelm Krautwaschl, der auf rund 4.500 "likes" kommt, sowie Erzbischof Franz Lackner, Salzburg, mit 2.100 "likes". Im Kurznachrichtendienst Twitter folgen Kardinal Schönborn aktuell rund 8.200 Menschen.
Auch die kirchlichen Einrichtungen nutzen zum großen Teil die kommunikativen Möglichkeiten des Social Web: So kommt die Erzdiözese Wien in Facebook auf gegenwärtig 13.000 "likes", im Twitter folgen ihr immerhin noch 1.500 Menschen. Ebenfalls in Facebook präsent sind die Diözese Linz, St. Pölten, Graz und Innsbruck, www.katholisch.at sowie die Caritas, die Katholische Aktion (KAÖ), der Katholische Familienverband und zahlreiche andere Einrichtungen. Die Katholische Presseagentur Kathpress bietet neben der Möglichkeit, ihre Nachrichten per Website, Facebook oder Twitter zu verfolgen seit etwa einem halben Jahr eine eigene kostenlose App an (Infos: www.kathpress.at/app).
Stärker auf Suchverhalten der Menschen achten
Ausgebaut wurden daneben auch die "klassischen" Webpräsenzen der Diözesen. So gibt es inzwischen in den Diözese Wien, Linz, Kärnten, Graz und Salzburg eigene Web-Redaktionen bzw. Web-Teams, die sich um die technische und inhaltlich Entwicklung der Websites kümmern. Die Diözese Linz ist darüber hinaus die erste Diözese in Österreich, die mit Andrea Mayer-Edoloeyi eine eigene "Social-Media-Managerin" beschäftigt.
Eine eigene "Macht" im Web stellen neben den Diözesen die katholischen Ordensgemeinschaften in Österreich dar. So unterhalten diese seit rund vier Jahren ein eigenes "Medienbüro", in dem die ordensübergreifende Medienarbeit geplant und koordiniert wird. Genutzt werden dazu die eigene Website www.ordensgemeinschaften.at sowie Facebook und Twitter.
Verändert habe sich in den vergangenen Jahren jedoch nicht nur die Vielfalt an Medientypen, "sondern auch die Art und Weise, wie kirchliche Themen aufbereitet werden", betont Wuthe, der als Beispiel dafür die Wiener Web-Initiative www.meinefamilie.at nannte. So spiele die Suchmaschinenoptimierung (SEO) eine immer wichtigere Rolle, um die Inhalte dort präsent zu machen, wo sie von Menschen auch tatsächlich gesucht werden: "Wenn wir als Kirche in den Themenfeldern Politik, Soziales und Gesellschaft weiterhin präsent sein wollen, genügt die klassische Presseaussendung nicht mehr. Es geht darum, auf die Fragen der Menschen einzugehen und ihnen 'Themenkörbe' anzubieten, in denen sie Information aber eben auch verlässliche Orientierung finden", so Wuthe. Damit dies gelinge, brauche es gleichermaßen journalistische Kompetenz wie technisches Wissen "und nicht zuletzt auch den Mut und das Engagement, in den neuen Medien Flagge zu zeigen".
Quelle: Kathpress